BwBM im Interview in 'Die Bundeswehr' August 2018

„Die Versorgungssicherheit mit Bekleidung und persönlicher Schutzausrüstung ist jederzeit gegeben

 

Die Bw Bekleidungsmanagement GmbH, kurz BwBM, beschafft, verteilt, reinigt und repariert die Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke der Soldaten und zivilen Mitarbeiter der Bundeswehr. Die Inhouse-Gesellschaft des Bundes entstand aus der Verschmelzung der früheren LH Bundeswehr Bekleidungsgesellschaft mbH und der LHD Group GmbH.

Wir sprachen mit Uwe Schmack, Geschäftsführer und CEO der BwBM.

 

Die Bundeswehr: Wenn wir über Bekleidung sprechen: Was gehört für die BwBM alles dazu?

Uwe Schmack: Der Begriff Bekleidung der Bundeswehr ist sehr weit definiert. Neben der Versorgung der Soldatinnen und Soldaten mit den fiskalischen Artikeln gehört auch die Ausstattung der persönlichen Schutzausrüstung, wie zum Beispiel ABC-Artikel und Schutzwesten dazu. Auch die Bekleidung für Offiziere, Unteroffiziere und länger dienende Soldatinnen und Soldaten gehört zu unserem Sortiment. Insgesamt managen wir über 7000 verschiedene Artikel in einer Vielzahl verschiedener Größen.

Wir hören aus dem Kreis unserer Mitglieder bisweilen Klagen, dass es bei der Versorgungmit Kleidungsstücken, etwa Fliegerkombis oder Diensthemden, zu Verzögerungen kommt. Worauf ist das zurückzuführen und wie gehen Sie das Problem an?

Die Versorgungsquote bei den Ersteinkleidungen, Umtausch und Umrüstungen liegt bei nahezu 100 Prozent. Daher kann von Mängeln bei der Versorgung mit Bekleidung überhaupt keine Rede sein. Engpässe entstehen dann, wenn kurzfristig der Bedarf höher ist als unser Bestand. In der Regel beträgt der Zeitraum von der Beauftragung bis zur Auslieferung bei neuen Artikeln ein

knappes Jahr. Auch bei eingeführten Artikeln sind die Beschaffungszeiträume oft sehr lang, da wir keine handelsüblichen Artikel

führen. Wenn dann die nachgefragte Menge höher ist als unser Bestand, müssen wir nachbestellen. Dies führt dann zu Engpässen.

In unserem Segment Kleiderkasse haben wir die Bestände schon erhöht und werden die Auswahl weiter vergrößern. Systembedingt mussten wir dafür zunächst die Finanzierung sicherstellen. Nachdem dieses zusammen mit unserem Gesellschafter, dem BMVg, erfolgt ist, befinden sich unter anderem auch die Diensthemden mit einer zusätzlichen Qualität im Beschaffungsprozess. Bei allen Beschaffungen, die wir als Inhousegesellschaft des Bundes tätigen, müssen wir das Vergaberecht beachten.

Gibt es Unterschiede zwischen der Versorgung mit der Grundausstattung und jener von (Teil-) Selbsteinkleidern?

Alle Soldaten werden zu ihrem Dienstantritt unentgeltlich mit ihrer „Grundausstattung“, der kompletten Bekleidung und Ausrüstung, über unsere Servicestationen ausgestattet. Hierzu gehören zum Beispiel die Kampfbekleidung, Sportbekleidung

sowie die jeweilige Dienstbekleidung der Teilstreitkraft. Mit der Ernennung zum Offizier wird dieser Personenkreis zum Selbsteinkleider und gibt seine Sport- und Dienstbekleidung wieder ab. Diese Artikel bezieht er dann entgeltlich über die BwBM-Shops oder den BwBM-Webshop. Zum Erwerb erhält der betroffene Soldat einen einmaligen Bekleidungszuschuss sowie eine monatliche Abnutzungsentschädigung. Länger dienende Soldaten können freiwillig zum Teilselbsteinkleider wechseln und beschaffen sich dann einen Teil ihrer Dienstbekleidung wie Dienstuniform, Kopfbedeckung und Mantel selbst. Hierzu erhalten

die Teilselbsteinkleider einmalig einen Zuschuss, der periodisch auf Antrag gewährt wird. Die Selbst- und Teilselbsteinkleider werden über unsere bundesweit verteilten BwBM-Shops und den BwBM-Webshop mit Dienst- und Sportbekleidung versorgt. Im Artikelsegment der Dienstbekleidung bietet BwBM die Tuchbekleidung sowie die Diensthemden und Blusen und zusätzlich ein attraktives Dienstschuhsortiment. Im Artikelsegment der Sportbekleidung bietet BwBM dem Kunden ein attraktives und saisonal

wechselndes Markensortiment, zum Beispiel Laufschuhe und -bekleidung, Trainingsbekleidung und Hallenschuhe.

Gibt es Bereiche der Bekleidung, bei denen Sie besondere Probleme in der Beschaffung sehen?

Teilweise sind die Produktionskapazitäten am Markt für militärische Produkte stark limitiert. Dies betrifft nicht nur die Konfektionäre, sondern auch deren Vorlieferanten für Gewebe, Garne und so weiter. Auslöser ist an erster Stelle die weltweit stark gestiegene und weiterhin steigende Nachfrage, die sich aus der Bedrohungslage und dem daraus resultierenden Bedarf ergibt. Beispielhaft wäre hier das Segment PSA und Kampfbekleidung zu nennen.

Inwieweit ist die BwBM in den Prozess der Bedarfsfeststellung und Entwicklung neuer Bekleidung eingebunden?

Aktuell wird die BwBM bei ausgewählten Projekten ausschließlich in beratender Funktion durch die Projektleitung Planungsamt der Bundeswehr und das BAAINBw in die Projektarbeit einbezogen. Im Rahmen der Umsetzung des Konzepts

zur beschleunigten Beschaffung von Bekleidung und persönlicher Ausrüstung werden wir künftig für die Erstellung der Spezifikationen marktnaher und marktüblicher Artikel die Verantwortung übernehmen.

Welche Rückmeldungen erhalten Sie von Soldaten und zivilen Angestellten der Bundeswehr über die Zufriedenheit mit der Bekleidung?

Die Rückmeldungen der Kunden zur Bekleidung sind überwiegend positiv. Die neue Bekleidung für Auslandseinsätze, der Kampfbekleidungssatz Streitkräfte und das neue Kampfschuhkonzept, bei dem der Kunde zwischen zwei verschiedenen

Modellen und Herstellern wählen kann, werden sehr gut angenommen. Weiterhin sollen zukünftig auch noch weitere Artikel fiskalisch zur Verfügung gestellt werden, wie etwa die Softshelljacke und die Ganzjahresjacke. Beim Pilotprojekt „Zertifizierter Warenkorb“ können sich die Pilotteilnehmer bis zu einem Wert von 300 Euro zusätzliche Bekleidungs- und Ausrüstungsteile – zum Beispiel sehr hochwertige IDZ oder KSK-Artikel – auswählen und erhalten diese unentgeltlich.

Für jede Verwendung und Anforderung gibt es ansonsten ein vorgegebenes Ausstattungssoll, aus dem der jeweilige Artikel und die Ausgabemenge für einen definierten Personenkreis hervorgeht. Hier entsteht schon mal Erklärungsbedarf zwischen dem, was ausgegeben werden darf, und dem, was der Kunde als notwendig empfindet. Unser erfahrenes Servicepersonal erklärt dem

Kunden dann, welche Ausstattungsgrundlage für ihn zur Anwendung kommt, meist sind dann alle Unklarheiten beseitigt.

In den letzten Monaten wurden einige Shops geschlossen, beispielsweise in Fritzlar und Idar-Oberstein. Soll die Anzahl der Shops grundsätzlich reduziert werden?

Das Geschäft der Kleiderkasse war leider defizitär. Der Umsatz stand in keinem Verhältnis zu den

Kosten. Daher haben wir eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen, um die Shops wirtschaftlicher zu betreiben. So haben wir das Lager von einem externen Dienstleister zurück zu uns geholt, was eine erhebliche Kostenreduzierung zur Folge hatte.

Die Shops wurden seinerzeit gegründet auch wegen der Kunden des sogenannten weißen Geschäfts, zum Beispiel Corporate Fashion und Polizei. Dieses Geschäft haben wir 2016 verkauft. Somit mussten wir auch die Shops neu aufstellen und

haben drei unwirtschaftliche Minishops und die Reisegruppe geschlossen. Unsere Kunden können in anderen nahegelegenen Shops weiter einkaufen oder unseren Webshop nutzen, den wir im Zuge unserer IT-Modernisierung erneuern werden.

Unsere Strategie ist, dass wir unsere Shops und unsere Servicestationen zusammenbringen. Damit sind die Wege unserer Kunden insgesamt kürzer.

Hat sich die Umwandlung der LHBw in ein bundeseigenes Unternehmen bezahlt gemacht?

Auf jeden Fall. Jetzt konzentrieren wir uns ausschließlich auf den Kunden Bundeswehr. Die Versorgungssicherheit der Soldatinnen und Soldaten mit Bekleidung und persönlicher Schutzausrüstung ist jederzeit geben. Daneben werden

wir an unseren Zielbildern Wirtschaftlichkeit, Qualität und Attraktivität weiterarbeiten, um unsere Kunden zufriedenzustellen.

Als eigenständige Gesellschaft in der Rechtsform einer GmbH sind wir ein attraktiver Arbeitgeber und kompetenter Akteur auf dem Bekleidungsmarkt.

Welchen administrativen Rahmenbedingungen unterliegen Sie bei der Beschaffung von Bekleidung und was würden Sie am liebsten ändern?

Als Bundesgesellschaft unterliegen wir dem Vergaberecht. Das Vergaberecht hat insbesondere bei europaweiten Ausschreibungen erhebliche zeitliche Vorläufe. Dennoch bringt das Vergaberecht auch Klarheit und Transparenz.

Alle Beteiligten, das sind neben uns das BMVg und das BAAINBw, arbeiten zurzeit an den Beschaffungsprozessen

mit dem Ziel, die Beschaffung zu beschleunigen. Wir, die BwBM, werden bei den handelsüblichen Artikeln mehr Kompetenzen

bekommen. Einen wichtigen Schritt haben wir schon vollzogen: Wir können nun mehrjährige Bestellungen mit unseren Lieferanten vereinbaren, was die Beschaffungszeiten und die Preise positiv beeinflusst.